Kein Zweifel, es sieht hundsmiserabel für die Freien Demokraten aus. Gewiß, für die Liberalen ist der Blick in den Abgrund nichts Neues. Schon oft in ihrer Geschichte ging es ums Überleben, vor allem in den Jahren nach Machtwechsel und Wende, 1969 und 1982, und doch jedesmal wieder bergauf.
Aber so schlimm wie jetzt stand es um die FDP noch nie. 12 Landtagswahlen gab es seit 1993 in der Bundesrepublik, und nur bei einer einzigen gelang Kinkels Partei der Einzug ins Parlament. Die Zahl der Mitglieder sank seither um rund 15%. Auch aus den Rathäusern sind die Freidemokraten vertrieben worden.
Kurzum: Die FDP ist jetzt in der Tat die ominöse "Dame ohne Unterleib", eine Partei ohne regionale und lokale Fundamente. Im Grunde ist sie gar keine Partei mehr, nur noch ein Bonner Wasserkopf - ohne Unterbau, ohne Anhang, ohne Struktur, ohne Gerüst. Dabei hatte die FDP nach der Hessenwahl im Februar neue Hoffnung geschöpft. Man war zuversichtlich, das Ängste überstanden zu haben. Indes, in Hessen verfügt die FDP noch über die Ressourcen eines nationalliberalen Restmilieus; dort (und in Baden-Württemberg) sind die Liberalen in lokalen Lebenswelten noch einigermaßen verankert. Überall sonst aber hat die allein taktische Machtpolitik der Genscher-Generation die Wähler- und Milieubindungen zerstört. Dazu hatte sich die hessische FDP richtig verortet.