Drei Jahre nach dem Zerfall der UdSSR und der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), deren erklärtes Ziel die geordnete Auflösung des bis dahin bestehenden gemeinsamen Staates war, verstärken sich in allen Ländern der GUS die Stimmen derer, die für ein stärkeres Zusammengehen plädieren und die integrativen Funktionen des Staatenbundes betonen. Angesichts des Niedergangs in der Wirtschaft, der Verschlechterung der Lebenslage breiter Bevölkerungsschichten und der immensen Schwierigkeiten beim sozialökonomischen Umbau der Gesellschaft ist in allen GUSLändern ein Stimmungswandel in der öffentlichen Meinung zu verzeichnen. Nach der ersten Euphorie über die errungene nationale Selbständigkeit machen sich Ernüchterung und Enttäuschung breit. Nicht nur mehr oder weniger "gewendete" Kommunisten erinnern sich der gemeinsamen sowjetischen Vergangenheit, sondern auch große Teile der Bevölkerung.
Deutliche Zeichen dafür waren im zurückliegenden Jahr die Wahlergebnisse in der Ukraine und eine größere Bereitschaft aller Länder, die GUS-Strukturen insbesondere auf wirtschaftlichem Gebiet auszubauen, wenngleich die Positionen im einzelnen weiterhin sehr unterschiedlich oder sogar widersprüchlich sind.