Ausgabe März 1995

Steuerchaos statt Reform

Finanzpolitische Weichenstellungen 1995/96

In diesem Jahr werden entscheidende finanzpolitische Weichenstellungen für die weitere Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland getroffen. Die Steuerpolitik bewegt ein Volumen von mehr als 800 Mrd. DM, und die Frage, unter welchen sozialen und ökonomischen Bedingungen es aufgebracht wird, hat fast ebenso große Bedeutung wie die, wofür es verwendet wird. Die Politik der Regierungskoalition führt zu einer weiteren Verschärfung der sozialen Benachteiligung und Umverteilung zugunsten der Unternehmen auf Kosten der kleinen Leute, der Städte und Gemeinden; neue Vergünstigungen für Spitzenverdiener gehen einher mit weiterer Benachteiligung der Normalverdiener, Großunternehmen werden bevorzugt, und die Gemeinden, die die Infrastrukturleistungen für sie bereitstellen, finanziell geschwächt. Ist das Wohlstandsniveau so hoch, daß die Demokratie dem standhält? Oder wird die Steuerpolitik zur Zerreißprobe für die Zwei-Drittel-Gesellschaft? Zwischen den selbstzufriedenen Verlautbarungen des Finanzministers zum Steuerjahr 1995 und der Lebenswirklichkeit "draußen im Lande" klafft eine Lücke von rund 46 Mrd. DM. Auf diesen Betrag werden sich voraussichtlich die Mehrbelastungen aus dem Solidaritätszuschlag von 7,5% auf die Steuerschuld (27 Mrd. DM), der Erhöhung der Versicherungsteuer von 12 auf 15% (2,5 Mrd.

März 1995

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.