Der Erbe de Gaulles hat das getan, was niemand sonst in Frankreich hätte tun können, ohne einen mittleren Aufstand zu provozieren. Jacques Chirac hat die Pläne de Gaulles für eine eigenständige westeuropäische Militärstruktur - mit Frankreich und seiner Atomwaffe als Zentrum - endgültig ad acta gelegt. Kürzung der Ausgaben für Armee und Waffen, Verkleinerung der Rüstungsindustrie, Abschaffung der Wehrpflicht und schrittweise Rückkehr in die NATO, ja sogar Unterschrift unter die neue, noch geheime NATO-Doktrin MC 400/1 - unter einem Präsidenten Jospin wäre das nicht durchsetzbar. Trotz anderslautenden Aussagen im Wahlkampf hat sich Chirac den Vorgaben von kommender Währungsunion, Finanzkrise und steigendem Defizit im Haushalt gebeugt und die Konsequenzen gezogen. Die Zutaten für das magische Gebräu des Miraculix, der die Unabhängigkeit des gallischen Dorfes sicherte, sind zu teuer geworden. Ohne Zaubertrank aber keine siegreichen Touren von Asterix und Obelix. Für das Versprechen der Römer, es werde weiterhin Wildschwein und schöne Abenteuer überall auf der Welt geben, hat der Häuptling einen Pakt mit ihnen geschlossen. Frankreich beteiligt sich wieder an Gremien der NATO und erhält über die Combined Joint Task Forces (CJTF) Zugang zu den Mitteln für Interventionen. Die NATO hat Lufttransportkapazität, Logistik, Aufklärungsmittel.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.