Die Deutsche Bank und der aufhaltsame Ausstieg aus der Kernenergie
1996 jährt sich zum zehnten Mal die Katastrophe von Tschernobyl. Vom Engagement für den "Ausstieg aus der Atomkraft" ist heute selbst in jener Partei, die ihn damals beschloß, wenig zu spüren (vgl. den Beitrag von Ralf Sitte in "Blätter", 10/1995). Und auch die marktgerechte Energiewende per Steuerreform wartet auf ihre Umsetzung (vgl. die Kritik des Konzepts durch Frieder O. Wolf und Klaus Dräger in 9/1995). Die zum Jahresbeginn vorgelegte Studie des Wuppertal Instituts mit dem Titel "Zukunftsfähiges Deutschland" bringt frischen Wind in die festgefahrene Diskussion (siehe den Artikel von Michael Kohlhaas in diesem Heft sowie die Beiträge in den beiden letzten Ausgaben der "Blätter"). Den Forschern wird aber mit Blick auf die ökonomischen Verhältnisse Naivität vorgeworfen: Ihre Visionen trügen wenig zur Klärung der gesellschaftlichen Umbaublockaden bei. Daß es tatsächlich nicht nur "Sachzwänge" sind, die einer ökologischen Wende im Wege stehen, sondern auch Interessen, belegt exemplarisch der folgende Text. - D. Red.
Der einstige Vorstandssprecher und jetzige Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, F. Wilhelm Christians, zugleich Deutschlands wohl einflußreichster Energiemanager, hat bereits 1989 einen "überparteilichen Konsens gefordert, der das Miteinander von Kohle und Kernenergie fortschreibt".