Perspektiven der deutsch-polnischen Grenzregionen
Wenn der Bürgermeister der polnischen Grenzstadt Slubice, Ryszard Bodziacki, seinem Amtskollegen Wolfgang Pohl im benachbarten Frankfurt/Oder einen Besuch abstattet, achtet er darauf, 50 DM im Portemonnaie zu haben. So hoch ist der "Eintrittspreis für Deutschland". 1) 50 DM sind die Mindestsumme, ab der deutsche Grenzbeamte davon ausgehen, daß Einreisende aus Polen ihren Aufenthalt in der Bundesrepublik selbst finanzieren können. Wenn der polnische Reisende mehrere Tage in Deutschland oder Ländern der Europäischen Union bleiben möchte, kann laut Ausländergesetz eine noch höhere Summe gefordert werden. So sieht der seit dem 8. April 1991 offiziell visafreie Reiseverkehr zwischen beiden Ländern für die Polen aus. 2)
Sicher steht der deutsche "Eintrittspreis" im Widerspruch zu den erklärten Absichten beider Seiten, der "partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Regionen, Städten, Gemeinden, insbesondere im grenznahen Bereich ... hohe Bedeutung" beimessen zu wollen, wie es z.B. im deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag 3) vom 17. Juni 1991 formuliert worden war. Er symbolisiert die Kluft zwischen Anspruch und Realität und ist insofern Ausdruck für drei Faktoren, die den unmittelbaren Umgang von Deutschen und Polen in der Grenzregion erschweren: 1.