Bei den Landtagswahlen in den drei Bindestrich-Ländern am 24. März 1996 gab es drei Überraschungen. Die FDP hat sich gegen fast alle Medienprognosen bekrabbelt und ist wieder drin - doppelt drin: in den Landtagen und mindestens in zwei Regierungen. Die Rechtsradikalen haben sich ohne alle Medienaufmerksamkeit in Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz zwischen vier und fünf Prozent behauptet und in Baden-Württemberg sogar mit über neun Prozent triumphiert. Dies gibt gerade in so "normalen" Zeiten ohne Radikalismus-Debatte zu denken. Und die SPD hat in allen drei Ländern so kräftig eins auf die Mütze gekriegt, daß ihr der Schädel brummt.
Ob dieser Schlag auf den Hinterkopf zum Denken anregt, wie die ältere Brachialpädagogik empfahl, oder ob damit das Haupt weichgeklopft wird, muß sich zeigen. Die Verluste der SPD sind mühelos von den realen fünf bis sechs auf über zehn Prozent hochzuinterpolieren, wenn man bedenkt, daß es sich nach allen Wahltheorien um Neben- oder Zwischenwahlen handelte. Bei diesen pflegt die jeweilige Bundestagsopposition regelmäßig den Bonner Regierungsparteien eine beträchtliche Zahl an Sitzen abzujagen, die diese dann mühselig bei allgemeinen Wahlen, wenn's ums Ganze geht, wieder einsammeln muß.