Ausgabe Oktober 1996

Das verlorene Territorium des palästinensischen Staates

Israels Siedlungspolitik nach dem Oslo-Abkommen

Als Yitzak Shamir 1983 die Nachfolge von Menachem Begin (seit 1977) als israelischer Premierminister antrat, ließ er keinen Zweifel aufkommen, daß es unter seiner Regierung nie zu Verhandlungen mit der PLO kommen würde. Acht Jahre später schickte er den israelischen Verhandlungsführer Benyamin Netanyahu nach Madrid mit der Order: "Führen Sie langwierige Verhandlungen, die kein Ergebnis bringen." 1) Shamir hat immer die Taktik verfolgt, hinter dem Vorhang beliebig in die Länge gezogener Verhandlungen Fakten zu schaffen, d.h. die Ansiedlung jüdischer Kolonisten voranzutreiben, um damit die Verhandlungen selbst zur Farce zu machen.

Nun ist Netanyahu Premierminister. Zwischen damals und heute liegen vier Jahre Labor-Regierung, liegt eine Reihe historischer Abkommen mit den Palästinensern, Etappen eines Friedensprozesses, der mittlerweile stagniert. Das zentrale Hindernis auf dem Weg zu einer politischen Lösung ist die israelische Siedlungspolitik, die faktisch mit allen anderen Fragen der Autonomie und Koexistenz der beiden Völker unlösbar verbunden ist: "Wollen sie, daß wir die Gesundheitsangelegenheiten übernehmen? Dann wird sofort die Frage der Siedlungen aufkommen, deren Abwässer die Umwelt vergiften.

Oktober 1996

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Ukraine: Zwischen Korruption und Diktatfrieden

von Yelizaveta Landenberger

Anfang Dezember herrschte rege Pendeldiplomatie, während die Bombardierung ukrainischer Städte und die russischen Vorstöße an der Front unvermindert weitergingen. Völlig unklar ist, ob der im November bekannt gewordene US-»Friedensplan« auch nur zu einem Waffenstillstand führen kann.

Die Wehrpflicht gleicher Bürger

von Sven Altenburger

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat in Deutschland eine intensive Debatte über die Notwendigkeit einer Wehrpflicht ausgelöst. Dabei werden die ideengeschichtlichen Grundlagen der Wehrpflicht von ihren Gegnern regelmäßig verkannt, nämlich Republikanismus und Egalitarismus.