Hans Konings Artikel in dieser Ausgabe - über ein fortlebendes deutsches Verlangen nach verlorenen Besitztümern und Gebieten gibt Gelegenheit, sich an die Beständigkeit deutscher Sorgen zu erinnern - und daran, warum der Rest der Welt sich seit so langer Zeit dieser Sorgen wegen sorgt. - Mit diesen Worten begann jüngst ein Editorial des "Atlantic Monthly", das sich ausschließlich mit Koning, dem amerikanischen Erfolgsautor, der als Heranwachsender aus den deutsch besetzten Niederlanden geflohen und britischer Soldat geworden war, und seinem Thema des Monats befaßt - der unendlichen Geschichte namens Deutsche Einheit. Das liberale Monatsblatt aus Boston, gegründet 1857, erinnert: "Die Entwicklung des modernen deutschen Staates ... vollzog sich vollständig innerhalb der Lebenszeit des Atlantic Monthly, und immer wieder haben Autoren auf unseren Seiten die Konsequenzen nachgezeichnet." Nach anfänglicher Sympathie mit der Einigung, auch noch nach 1870/71, "wurden die Artikel innerhalb weniger Jahrzehnte entschieden bedenklicher, Würdigungen der wachsenden wissenschaftlichen, kulturellen und industriellen Macht Deutschlands traten hinter mahnende Erkundungen des 'deutschen Geistes(zustands)' (The German Mind) zurück.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.