Hans Konings Artikel in dieser Ausgabe - über ein fortlebendes deutsches Verlangen nach verlorenen Besitztümern und Gebieten gibt Gelegenheit, sich an die Beständigkeit deutscher Sorgen zu erinnern - und daran, warum der Rest der Welt sich seit so langer Zeit dieser Sorgen wegen sorgt. - Mit diesen Worten begann jüngst ein Editorial des "Atlantic Monthly", das sich ausschließlich mit Koning, dem amerikanischen Erfolgsautor, der als Heranwachsender aus den deutsch besetzten Niederlanden geflohen und britischer Soldat geworden war, und seinem Thema des Monats befaßt - der unendlichen Geschichte namens Deutsche Einheit. Das liberale Monatsblatt aus Boston, gegründet 1857, erinnert: "Die Entwicklung des modernen deutschen Staates ... vollzog sich vollständig innerhalb der Lebenszeit des Atlantic Monthly, und immer wieder haben Autoren auf unseren Seiten die Konsequenzen nachgezeichnet." Nach anfänglicher Sympathie mit der Einigung, auch noch nach 1870/71, "wurden die Artikel innerhalb weniger Jahrzehnte entschieden bedenklicher, Würdigungen der wachsenden wissenschaftlichen, kulturellen und industriellen Macht Deutschlands traten hinter mahnende Erkundungen des 'deutschen Geistes(zustands)' (The German Mind) zurück.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.