Ausgabe April 1997

Das Erbe der Neuen Linken. Grüne Optionen

Ihre Gegner scheuen keine Mühe, sie wegzudefinieren - aber es gibt sie, die deutsche Linke, so buntgemischt sie in ihrer Ideologie und sozialen Zusammensetzung auch sein mag und so oft ihre eigenen Angehörigen bestreiten mögen, daß etwas wie "die Linke" nach wie vor existiert. Will man die deutsche Linke charakterisieren, liegt der Rückgriff auf James Potter Stewart nahe, einstiges prominentes Mitglied des Obersten Bundesgerichtshofs der USA, der sich einmal an der Beschreibung von Pornographie versuchte: "Ich habe keine Ahnung, wie ich sie definieren soll, aber sagen wir es einmal so: Ich weiß, was sie ist, wenn ich sie sehe." Gleiches gilt für die deutsche Linke. Wir wissen nicht, wie wir sie bestimmen und eingrenzen sollen, aber wir wissen, was sie ist, wenn wir sie sehen. Und gleiches gilt für die tatsächlichen Vertreter dieser amorphen Erscheinung. Es ist müßig zu behaupten, die Linke existiere nicht, weil ihre Ideen und Ideologien immer heterogener und der soziale Hintergrund derer, die sich ihr zugehörig fühlen, immer disparater werden.

Noch müßiger ist die Behauptung, die Linke habe sich verabschiedet, weil der "real existierende Sozialismus" (leider viel zu spät) zusammengebrochen sei.

April 1997

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema