Ausgabe Dezember 1997

Crash, Einbruch oder Normalität?

Anfang Oktober befragte Montgomery Asset Management seine Kundschaft: "Welche Erwartungen haben Sie für die zukünftige Rendite von US-Aktien?" Die Anleger der amerikanischen Kapitalverwaltungsgesellschaft erwarteten viel: In den kommenden zehn Jahren werde die jährliche Rendite um durchschnittlich 34% steigen. Derlei Illusionen erklären teilweise den alsbald folgenden Kurseinbruch an den Börsen der Welt.

Insbesondere Kleinanleger, aber auch institutionelle Investoren und Spekulanten vergaßen die Normalität: Aktien sind keine Wertpapiere mit eingebauter Gewinngarantie. Tiefe Kurseinbrüche und Börsencrashs gehören zum Normalsten, was die Ökonomie zu bieten hat. Die Fakten: Seit Juni bröckeln die asiatischen Wirtschaftsdaten und daraufhin sanken die nationalen Währungen in mehreren "Tigerstaaten" gegenüber dem US-Dollar und der D-Mark erheblich ab. Seit Jahresbeginn verloren gegenüber dem Dollar beispielsweise - der japanische Yen 4,8%, - der Taiwan-Dollar 9,5%, - der südkoreanische Won 9,5%, - der malaysische Ringgit 25,1% und - der thailändische Baht 34,1% 1) In der Folgezeit schwappten Börsenturbulenzen um den Globus. Der Deutsche Aktienindex Dax sank pünktlich zum zehnten Jahrestag des Börsencrashs von 1987 ab.

Dezember 1997

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Dividenden statt Investitionen

von Aurora Li, Michael Peters, Uwe Zöllner

Ob bei der Wasserversorgung, in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Bereits seit einigen Jahrzehnten kommt es selbst in systemrelevanten Bereichen immer wieder zu Privatisierungen – bei denen die kurzfristige Gewinnmaximierung zugunsten der Investoren oftmals das Geschäft bestimmt.

Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?

von Rudolf Hickel

Fünfzehn Jahre nach der Finanzmarktkrise, die im September 2008 durch die Lehman-Pleite ausgelöst wurde und die Weltwirtschaft beinahe zum Absturz brachte, drohen erneut massive Turbulenzen im Kasinokapitalismus. In den USA erschütterte der Crash eines zuvor ziemlich unbekannten regionalen Spezialinstituts, der Silicon Valley Bank (SVB), die Finanzmärkte.