Die Zukunft Rußlands ist für die Zukunft aller anderen ein wichtiger Faktor - unglücklicherweise. Unglücklicherweise, weil die Zukunft Rußlands, jedenfalls die nahe, nicht eben vielversprechend aussieht.
Nun ist das keine Sache, die der Westen wesentlich beeinflussen könnte, ausgenommen negativ. "Bitte hören Sie auf, Rußland schlechte Ratschläge zu geben." Das war eine der Bitten von Georgi Arbatow, lange Zeit Direktor des USA- und Kanada-Instituts der Russsischen Akademie der Wissenschaften, auf einer vom italienischen Radio und Fernsehen gesponsorten Konferenz in Venedig zur Zukunft Europas. Arbatow zitierte Jeffrey Sachs, Wirtschaftswissenschaftler aus Harvard, einen der bekanntesten frühen westlichen Ratgeber für das postkommunistische Rußland. Sachs habe sich wie ein Chirurg gefühlt, der den Patienten aufschnitt, um dann festzustellen, daß drin nichts von dem war, was dort eigentlich erwarten werden durfte.
Das läßt vermuten, daß der Arzt nicht nur mit seiner Diagnose danebenlag, sondern auch noch den Patienten verwechselt hatte. Heute sind die Leute in Rußland antiamerikanisch (und ebenso gegen die NATO eingestellt), ein Resultat der Entwicklung in den letzten sechs Jahren. 1989/90 dagegen waren sie in puncto USA und Westen geradezu enthusiastisch.