Sieben Monate nach Beginn des Bürgerkriegs in Zaire wissen wir zwar ein wenig mehr über die Akteure der Krise, wir können etwa Protagonisten und Nebendarsteller identifizieren, doch noch immer ist zu wenig über die möglichen Drahtzieher bekannt. Zuletzt spekulierte man, amerikanische Minengesellschaften, die sich jetzt Zaires Ressourcen zu sichern versuchen, hätten die Rebellen finanziert. Wie sonst wären die in die Lage gekommen, sich so gut ernährt und ausgerüstet ihren Weg durch den drittgrößten Staat Afrikas zu bahnen? Doch haben wir es tatsächlich nur mit einem Krieg um Ressourcen zu tun? Oder dominiert ein West-West-Konflikt, der anglophone Kräfte in frankophone Einflußbereiche vordringen läßt, das Kriegsgeschehen? Keiner dieser Ansätze wird den zahlreichen innerzairischen und regionalen Konfliktursachen gerecht. Primär führten innerzairische Konflikte zum Bürgerkrieg, verursacht durch den - von Mobutu sabotierten - Systemwechsel in Zaire. Neben den andauernden Verhinderungstaktiken des Regimes gegen die Demokratisierung, die sich in Einschüchterungsversuchen über Korruption bis zu offener Gewalt gegen die Opposition niederschlugen, spielt gerade die ethnische Spaltung mehrerer Regionen hierbei eine bedeutende Rolle.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.