Ausgabe März 1997

Trittbrettfahren

„Zwei Jahrhunderte bitteren Konflikts und mit Stolz getragener Verschiedenheit brachten ein modernes Europa hervor, in dem die Deutschen das Geld kontrollieren und die Franzosen die Bombe haben. Man stelle sich vor, in welchen Schwierigkeiten die Welt stecken würde, wäre es umgekehrt.“ Jim Hoagland

 

Der politische Handreichungsakademiker Werner Kaltefleiter wälzte ein Problem. Die avisierte europäische Währungsunion bringe zwar ökonomische Vorteile. Desungeachtet gebe es hierzulande massive Widerstände gegen den Euro. Das wiederum resultiere aus dem Umstand, daß die gängigen nationalen Identifikationsmerkmale nach 1945 in Deutschland an Bedeutung eingebüßt hätten. An deren Stelle sei die symbolisch besetzte D-Mark getreten. Gegen das deutsche Klammern an der Mark sei ein Mittel indiziert: Die zukünftigen Währungsunionspartner müßten gefälligst einen ähnlich schmerzhaften Verzicht leisten: „Eine gemeinsame Währung, auch wenn sie D-Mark stabil ist, allein kann dem vereinten Europa internationales Gewicht nicht bringen: Dazu bedarf es europäischer nuklearer Waffen.“

Daran wird längst gearbeitet. Am 25.

März 1997

Sie haben etwa 52% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 48% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Europa