Die Ereignisse der letzten Monate auf einigen asiatischen Finanzmärkten brachten das internationale Geldgewerbe mal wieder ins Gerede. Gewaltige Ziffern mit einer kaum noch nachvollziehbaren Anzahl Nullen werden täglich mit dem Ziel bewegt, neues Geld zu machen. Die gesellschaftliche Nützlichkeit dieser Veranstaltung braucht nicht begründet zu werden - was die sensibleren Akteure dazu veranlaßt, einen Teil des auf diese Weise verdienten Geldes mildtätigen Zwecken zukommen zu lassen. Die im Frühsommer ausgebrochene Krise einiger asiatischer Währungen und Börsen lieferte der Debatte über die Frage der Nützlichkeit bzw. Gefährlichkeit der Entwicklung der internationalen Finanzmärkte neuen Stoff. Wieder, wie schon im Fall Mexikos, traf es Länder, die gerade dabei sind, den Sprung aus der krassen Unterentwicklung zu vollziehen - und deren Erfolge als Beleg dienen, daß der Markt das globale Problem der Unterentwicklung lösen kann. Es besteht allerdings die Gefahr, daß die allgemeine Problematik der verselbständigten Finanzmärkte hinter personalisierten Schuldzuweisungen an "Spekulanten" rasch wieder verschwindet.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.