Über die Diskrepanz zwischen biologischem Wissen und politischem Handeln
Die Pestizideinsätze gegen Maikäfer in den 60er Jahren haben hunderte von Insektenarten zum Teil an den Rand der Ausrottung gebracht. Kaum tritt der Maikäfer lokal wieder in größeren Dichten auf, steht er erneut in den Schlagzeilen: "Eine Region rüstet zur großen Schlacht", so oder ähnlich titeln die Zeitungen. Der Ruf nach Pestizideinsätzen wird laut und man folgt ihm. Werden die Fehler von damals wiederholt? Hat der Mensch aus den Folgen der DDT-Einsätze nichts gelernt? Oder handelt es sich hier um den häufigen Fall der Diskrepanz zwischen Fachwissen einerseits und politischem Handeln andererseits? Als Hauptverursacher landwirtschaftlicher Schäden gilt der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha), dessen Larven bevorzugt Wurzeln von Wiesenkräutern und Büschen am Waldrand, aber auch von Beerenkulturen, Obstbäumen und Reben fressen. Die Larven des Waldmaikäfers (Melolontha hippocastani) fressen dagegen eher Wurzeln von jungen Bäumen, vor allem Laubbäumen. Bei beiden Arten dauert die Entwicklung je nach Region und Temperatur drei bis fünf Jahre. In dieser Zeit entwickelt sich aus dem Ei über die Larve - Engerling - und die Puppe der Käfer. Dieser bleibt im Boden, bis im Frühjahr, meist Anfang Mai, die richtigen Temperaturen zum Schwärmen herrschen.