Zum ersten Mal seit Beginn der troubles befinden sich bis auf eine kleine katholische Splittergruppe alle Untergrundorganisationen Nordirlands in einem Waffenstillstand. Es existiert seit 24 Jahren zum ersten Mal eine gewählte parlamentsähnliche Versammlung, und über die alten Parteigrenzen hinweg wird miteinander geredet. Trotz der ständig neu auftretenden Probleme auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden scheint niemand unter den Protagonisten ernsthaft die Rückkehr zum bewaffneten Konflikt zu wünschen. Grund genug für das Osloer Preiskomitee, dem katholischen Sozialdemokraten John Hume und dem protestantischen Unionistenchef David Trimble am 16. Oktober den Friedensnobelpreis 1998 zuzusprechen. Während Hume über die Jahre hinweg seinem gewaltfreien politischen Ansatz treu geblieben ist, hat Trimble einen weiten Weg vom extrem-militanten Rand in die politische Mitte zurückgelegt. Hielt er früher "ein gewisses Maß an Gewalt" für "unvermeidlich" 1), so wird er heute im eigenen Lager oftmals als Verräter (der harten Linie) abgestempelt. Schon wird für etliche Konflikte das "Modell Nordirland" propagiert: Es soll den Kurdistankrieg beenden, für das Baskenland Frieden bringen und selbst im Kosovo anwendbar sein ...
Doch "zuhause" ist sein Erfolg noch keineswegs gesichert.