Die Kriege in Kroatien und in Bosnien hätten wahrscheinlich vermieden werden können, wenn die internationale Gemeinschaft von Anfang an glaubwürdig mit der Anwendung von Gewalt gedroht hätte. Sie konnte aber nicht glaubwürdig drohen, weil wesentliche Voraussetzungen fehlten: Was sich da in Jugoslawien ereignete, wurde höchst unterschiedlich eingeschätzt und bewertet; welches politische Ziel eine ausländische Intervention haben sollte, war umstritten; ein Mandat des Weltsicherheitsrates wäre nicht zu bekommen gewesen. Die Voraussetzungen fehlen auch im Fall des Kosovo: Weder hat die Welt ein politisches Konzept für die Region, noch herrscht Konsens über die Bewertung der Vorgänge dort, und ein Mandat des Weltsicherheitsrates für ein Eingreifen ist wieder nicht erhältlich. In dieser Lage hat sich die NATO darauf verlegt zu bluffen. Oberste Richtschnur diplomatischen Handelns ist in diesen Tagen, die Fehler in Bosnien nicht zu wiederholen. Dafür begeht man den einzigen Fehler, der in Bosnien vermieden wurde: nämlich mit militärischer Intervention zu drohen, ohne die Drohung wahrmachen zu können.
Schon das Kosovo-Problem selber ist in seiner aktuellen Form die Frucht fatalen diplomatischen Eingreifens.