Wenn es um die Beschäftigungswirkungen der Herstellung und des Einsatzes neuer Technologien geht, dann argumentieren EU-Kommission und Bundesregierung in der Regel aufreizend großzügig: Der Weg in die Informationsgesellschaft etwa soll, folgt man den einschlägigen EU-Dokumenten, in den kommenden Jahren bis zu fünf Millionen zusätzliche Arbeitsplätze in der Europäischen Union 1) und nach Angaben der Bundesregierung bis zu 1,5 Millionen allein in Deutschland 2) mit sich bringen. Auch vom kommerziellen Aufbruch in die neue Biotechnologie erwartet man bereits bis zum Jahr 2000 zwei Millionen Arbeitsplätze in der EU. 3) Derart zur Schau gestellte Zuversicht in die positiven Beschäftigungseffekte neuer Technologien speist nicht nur große Hoffnungen auf eine nachhaltige Reduzierung der Massenarbeitslosigkeit durch ein hohes Innovationstempo und eine schnelle Diffusion neuer Techniken, sie dient im Fall der neuen Biotechnologie zugleich als Argument im Ringen um gesellschaftliche Akzeptanz für ein neues, umstrittenes Technologiefeld.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.