Ausgabe März 1998

Folgerungen aus den beiden Weltkriegen und dem Ost-West-Konflikt für die deutsche Politik

1. Politische Lehren aus den drei Konflikten

Die Bundesrepublik Deutschland hat aus den beiden Weltkriegen die Lehre gezogen, daß der Friede das Hauptziel der deutschen Außenpolitik sein müsse.

So hat sie sich schon während des Ost-WestKonflikts ständig auch um dessen Entspannung und friedliche Lösung bemüht, hat nach dessen Ende die Stabilisierung des Friedens in Europa zu ihrem außenpolitischen Hauptziel gemacht. Die Umsetzung dieses Zieles orientiert sich an der Beseitigung von drei Gewaltursachen, die die politische Analyse in den beiden Weltkriegen und dem Ost-West-Konflikt entdeckt hat:

1. Alle drei Konflikte wurden durch Staaten ausgelöst, deren Herrschaftssysteme autoritär-diktatorial organisiert waren (Monarchie, Faschismus, Bolschewismus).

2. Die Staaten standen sich im internationalen System isoliert oder in Gruppierungen antagonistischer Allianzsysteme gegenüber. Der Völkerbund wurde erst 1919 gegründet, Hitler-Deutschland trat 1933 aus. Die Vereinten Nationen wurden durch den Ost-West-Konflikt blockiert, zumal seine Bearbeitung nicht der internationalen Organisation, sondern wieder einem System klassischer Militärallianzen übertragen wurde.

3. In allen drei Konflikten ging es auch immer um die Position des 1871 neu gegründeten Deutschen Reiches im europäischen Staatensystem.

März 1998

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