Ausgabe Mai 1998

Hat die euro-atlantische Gemeinschaft eine Zukunft?

Die europäisch-amerikanischen Beziehungen, auch die zwischen Washington und Bonn, haben schon bessere Zeiten gesehen. Schmeicheleien wie "Partners in Leadership" (so Präsident Bush in Mainz 1989 über die Bundesdeutschen) kommen seit geraumer Zeit nicht mehr über den Atlantik. In europäischen Kreisen löst der "nach Bosnien" wieder prononciert vorgetragene amerikanische Führungsanspruch kaum verhohlenen Unmut aus. Helmut Kohl hat zu Anfang seiner Kanzlerschaft das Bündnis mit den USA einmal als "Kern deutscher Staatsräson" bezeichnet. Tatsächlich kann der Anteil der Vereinigten Staaten an der Erfolgsgeschichte der Bonner Republik ja kaum überschätzt werden, und der Verbleib der "neuen Bundesrepublik" unter Einschluß der Ex-DDR in der NATO gehört zu den Geschäftsgrundlagen der deutschen Vereinigung von 1990. Was bedeuten die gegenwärtigen Spannungen für die Zukunft der atlantischen Gemeinschaft? Karl D. Bredthauer und Arthur Heinrich sprachen darüber mit Ernst-Otto Czempiel. - D. Red.

"Blätter": Ist den transatlantischen Beziehungen tatsächlich, wie man kürzlich in der offiziösen "Internationalen Politik" (2/1998, S. 9) lesen konnte, der Daseinszweck abhanden gekommen?

Ernst-Otto Czempiel: Da werden zwei Dinge miteinander verwechselt.

Mai 1998

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die neue Merz-Doktrin?

von Jürgen Trittin

Jahrzehntelang durfte in keiner Grundsatzrede eines deutschen Politikers in Regierungsverantwortung der Satz fehlen: „Wir setzen auf die Stärke des Rechts statt auf das Recht des Stärkeren.“ Doch das war einmal. Bundeskanzler Merz‘ lautstarkes Räsonieren über den Krieg Israels gegen den Iran markiert den Bruch mit dieser Tradition.

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.

Besser als ihr Ruf: Die europäische Afrikapolitik

von Roger Peltzer

Schon unter Angela Merkel hat der afrikanische Kontinent in der deutschen Bundesregierung große politische Aufmerksamkeit erfahren. Die Ampelregierung setzt diesen Kurs fort: Seit seinem Amtsantritt reiste Bundeskanzler Olaf Scholz jedes Jahr nach Afrika.