Die europäisch-amerikanischen Beziehungen, auch die zwischen Washington und Bonn, haben schon bessere Zeiten gesehen. Schmeicheleien wie "Partners in Leadership" (so Präsident Bush in Mainz 1989 über die Bundesdeutschen) kommen seit geraumer Zeit nicht mehr über den Atlantik. In europäischen Kreisen löst der "nach Bosnien" wieder prononciert vorgetragene amerikanische Führungsanspruch kaum verhohlenen Unmut aus. Helmut Kohl hat zu Anfang seiner Kanzlerschaft das Bündnis mit den USA einmal als "Kern deutscher Staatsräson" bezeichnet. Tatsächlich kann der Anteil der Vereinigten Staaten an der Erfolgsgeschichte der Bonner Republik ja kaum überschätzt werden, und der Verbleib der "neuen Bundesrepublik" unter Einschluß der Ex-DDR in der NATO gehört zu den Geschäftsgrundlagen der deutschen Vereinigung von 1990. Was bedeuten die gegenwärtigen Spannungen für die Zukunft der atlantischen Gemeinschaft? Karl D. Bredthauer und Arthur Heinrich sprachen darüber mit Ernst-Otto Czempiel. - D. Red.
"Blätter": Ist den transatlantischen Beziehungen tatsächlich, wie man kürzlich in der offiziösen "Internationalen Politik" (2/1998, S. 9) lesen konnte, der Daseinszweck abhanden gekommen?
Ernst-Otto Czempiel: Da werden zwei Dinge miteinander verwechselt.