Ausgabe Oktober 1998

Geopolitische Rivalen oder Partner?

Rußland und China in der Region des kaspischen Meeres

Während 1991/92 Rußland sich in einer "romantischen" Phase der russischen Außenpolitik dem Westen unterzuordnen schien, gewann ab Mitte 1992 wieder die alte Großmachtidee an Boden, und es kam zu einer Wiederbelebung geopolitischen Denkens. Dabei wurde auf ein nach Auflösung der Sowjetunion entstandenes Machtvakuum in der Region der südlichen GUS-Staaten hingewiesen. Geopolitische Ziele Rußlands sind seither die Kontrolle der südlichen GUS-Staaten als eigene Einflußsphäre, die Eindämmung des türkischen und amerikanischen Einflusses, die Beteiligung am internationalen Ölgeschäft sowie der Ausbau der strategischen Kooperation mit dem Iran. 1) Nach der Auflösung der Sowjetunion gewinnt die Region aber auch für China an Interesse. Dies hängt vor allem mit ihrer Funktion als West-Ost-Transportkorridor ("Seidenstraße") zusammen. Hierdurch eröffnet sich China ein Landweg in den Westen, der zuvor durch den Eisernen Vorhang verschlossen war. Dieser Korridor hat für die Volksrepublik den Vorteil, daß er nicht, wie die Routen durch Rußland oder Indien, über das Territorium von konkurrierenden Großmächten verläuft.

Oktober 1998

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