Noch bis vor kurzem galten die Monarchien der arabischen Welt als besonders wandlungsresistent. Westliche Beobachter gingen davon aus, daß Transformationsprozesse in den Ländern voranschreiten würden, die das demokratische Prozedere mehr als nur formal eingeführt hatten und den Menschenrechten eine gewisse Achtung versprachen. Wer in den 70er und 80er Jahren nach Demokratisierungsprozessen in der arabischen Welt suchte, der schaute eher nach Algerien oder Ägypten als nach Jordanien oder Marokko. Inzwischen haben sich diese beide Staaten jedoch als wesentlich reformbereiter erwiesen als ihre republikanischen Nachbarn. 1) Für viele Beobachter ist gerade Marokko der Testfall für einen friedlichen Transformationsprozeß im südlichen Mittelmeerraum geworden. Marokko hat in den vergangenen 15 Jahren wichtige Veränderungen erlebt.
Im Sommer 1994 wurden alle von Amnesty International benannten politischen Häftlinge freigelassen, das berüchtigte Gefängnis von Tazmamart dem Erdboden gleichgemacht. Allerdings gab das Regime keine Auskunft darüber, wo sich die ca. 500 Verschwundenen aus der Westsahara befinden. In den Medien darf man heute über Tazmamart sprechen. Vor 15 Jahren wäre das unmöglich gewesen.