Der Karikaturist Haitzinger, auch sonst nicht durch ein Übermaß an Feingefühl beruflich behindert, machte die Sache auf seine Weise deutlich: Er legte Gregor Gysi auf den Operationstisch des Schönheitschirurgen Dr. Lafontaine. Die amputierten Bockshörner des PDS-Mannes liegen bereits am Boden, den noch bluttriefenden Schwanz hält der SPD-Chef triumphierend in der Hand, nur der Pferdefuß ist noch dran. Alles klar: der pfiffige Oskar hat dem schlauen Gregor die Attribute des Teufels weggenommen, und beide, Arzt und Patient, schauen sehr zufrieden drein. Sozusagen ein gelungener Beitrag zur Gesundheitsreform. Aber daß mit solchen Operationen die Gesundheitslage der Nation verbessert werden könnte, ist unter Sozialdemokraten umstritten und wird von der Opposition wütend kritisiert. Wolfgang Schäuble glaubt die SPD an den Zwangszusammenschluß von SPD und KPD im Jahre 1946 erinnern zu müssen und meint, der Kurs Lafontaines entziehe den Sozialdemokraten, die sich damals gegen die Kommunisten gewandt hätten, ihre historische Legitimation.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.