Ausgabe Februar 1999

NATO-Öffnung: Spielt Geld keine Rolle?

Zu Verlauf und Ergebnissen der Kostendebatte

Die Diskussion über die Kosten der NATO-Osterweiterung ist auf den ersten Blick ein in mehrerer Hinsicht verwirrendes und erklärungswürdiges Phänomen: Die Schätzungen divergieren eklatant und bewegen sich zwischen 1,5 und 125,1 Mrd. US-Dollar. Dabei folgen alle Studien im Prinzip derselben Argumentation: Ein Beitritt zur NATO als kollektiver Verteidigungsorganisation impliziert, daß die Neumitglieder den vollen Schutz des Artikels fünf 1) genießen. Um die Verteidigungsfähigkeit der NATO glaubhaft zu erhalten, müssen die Neumitglieder militärisch so in die Allianz integriert werden, daß die NATO im Bündnisfall kollektiv handeln und ihrem Verteidigungsauftrag gerecht werden kann. Die Kostenschätzungen beinhalten also Aufwendungen für Anpassungsmaßnahmen der Beitrittsländer, die für die "Artikel-fünf-Fähigkeit" der Neumitglieder als notwendig erachtet werden.

Worauf beruhen dann aber die großen Diskrepanzen bei den Berechnungen? Nicht minder erklärungswürdig erscheint auch der Verlauf der Debatte: Obwohl sich der Umgang mit den finanziellen Aspekten der Aufnahme neuer Mitglieder bereits in der Study on NATO Enlargement vom September 1995 2) abzeichnete, setzte die Kostendiskussion erst im März 1996 mit dem Erscheinen einer Studie des USCongressional Budget Office (CBO) ein.

Februar 1999

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die neue Merz-Doktrin?

von Jürgen Trittin

Jahrzehntelang durfte in keiner Grundsatzrede eines deutschen Politikers in Regierungsverantwortung der Satz fehlen: „Wir setzen auf die Stärke des Rechts statt auf das Recht des Stärkeren.“ Doch das war einmal. Bundeskanzler Merz‘ lautstarkes Räsonieren über den Krieg Israels gegen den Iran markiert den Bruch mit dieser Tradition.

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.

Besser als ihr Ruf: Die europäische Afrikapolitik

von Roger Peltzer

Schon unter Angela Merkel hat der afrikanische Kontinent in der deutschen Bundesregierung große politische Aufmerksamkeit erfahren. Die Ampelregierung setzt diesen Kurs fort: Seit seinem Amtsantritt reiste Bundeskanzler Olaf Scholz jedes Jahr nach Afrika.