Dei Brasilienkrise und die Zukunft des gemeinsamen Marktes
Die Asienkrise hat in allen Schwellenländern des Südens einen Schock ausgelöst, weil sie vor Augen führte, auf welch unsicheren Fundamenten ihre Erfolge und ihr Status als emerging markets stehen. Zwar ist bekannt, daß sich ein Gutteil der aktuellen Verwerfungen auf selbstverschuldete Mißstände zurückführen läßt: Mißmanagement im Finanzsektor und im Bankwesen sowie politische Unterdrückung, Korruption und Vetternwirtschaft in ungeheurem Ausmaß sind beispielsweise in Indonesien wichtige Ursachen der Krise. Doch sie ist auch ein Produkt der Globalisierung: Die seit langem praktizierten Strategien der Liberalisierung und Deregulierung der internationalen Finanzmärkte haben zu einem "Exzess" an Kapitalbewegungen geführt, 1) die einerseits durch die Bereitstellung von Finanzmitteln den wirtschaftlichen Erfolg mancher Schwellenländer erst ermöglichten, andererseits aber durch kurzfristigen Abzug de Mittel bei Krisenanzeichen diese Erfolge auch wieder in Frage stellen oder gar zunichte machen.
Im August 1998 geriet auch Brasilien, der mit Abstand wichtigste Mitgliedstaat des 1991 gegründeten Mercado Com£n del Cono Sur Mercosur (die brasilianische Schreibweise ist Mercosul), erstmals in den Strudel der Krise. Durch die Asien- und die nachfolgende Rußlandkrise verunsichert, zogen Investoren in massivem Umfang Finanzmittel ab.