Zwar wird es nicht often ausgesprochen, doch in den Wandelgängen der Machtpaläste Roms ist es ein offenes Geheimnis, daß Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro im November die Aufgabe des neuen Ministerpräsidenten nicht gerne Massimo D'Alema anvertrauen wollte. Diese Lösung schien ihm jedoch ein weitaus geringeres Übel zu sein, als das Land mit Neuwahlen zu überziehen. Denn sie hätten - kurz vor der Einführung des Euro - zu einem Zeitpunkt stattfinden müssen, da nach außen politische Stabilität gezeigt werden mußte: der gemeinsame Eintritt in den Euro stand bevor. Politische Unwägbarkeiten für mehrere Monate an der Spitze der Exekutive, rechneten ihm auch die Finanzmagnaten vor, würden Italiens ohnehin über dem Limit liegendes Staatsdefizit weiter ansteigen lassen. Daß es jedoch zwei "Todfeinde" des ehemaligen Jungkommunistenführers D'Alema sein würden, die ihm die parlamentarische Mehrheit für die Wahl zum Ministerpräsidenten sichern sollten, darauf hätte wenige Monate zuvor wohl kaum jemand ein paar Lire gewettet.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.