Die These, daß die Börsenkurse immer weiter steigen, weil Washington es sich nicht leisten kann, sie fallen zu lassen, verweist auf einen neuen Aspekt des korporativen Sozialismus, American version: öffentliche Unterstützung für Kapitalanleger, gerechtfertigt mit dem Argument, wenn es für diese schlecht laufe, werde es allen anderen noch schlechter ergehen. Dies schließt den Rest der Welt mit ein, da niemals zuvor soviel ausländisches Geld an der Wall Street investiert wurde und weil die Weltwirtschaft, wie der Ökonom David Hale schreibt, von einem "stabilen US-Aktienmarkt abhängt, der es gestattet, Amerikas Rolle in der Welt als 'spender of last resort' aufrechtzuerhalten". Alle stecken tiefer mit drin, als ihnen lieb ist. Alan Greenspan könnte die "Spekulationsblase" - wenn es denn eine Blase ist mit einer einzigen ungeschickten Äußerung zum Platzen bringen. Als der Aktienindex noch 3 000 Punkte tiefer stand, löste seine Bemerkung über die "irrationale Überschwenglichkeit" der Anleger sofort einen Kurssturz aus.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.