In der Netz- und Druckversion von Martin Walsers mittlerweile berüchtigter Friedenspreisrede fehlt ein charakteristischer Passus, der die (zuerst in der FAZ gedruckte) Redeversion noch zierte: es handelt sich um den nur pro familia (propria) zu lesenden Hinweis auf die literarischen Verdienste der eigenen Tochter. Möglicherweise liegt in diesem Schlenker ein Hinweis auf den gemeinten Sinn des schillernden Textes, der die diesem sogleich zugewachsene öffentliche Bedeutung doch allzu frivol zu konterkarieren drohte. Nachdem die massenmediale Resonanz nicht umhin kam, sogleich die üblichen Verdächtigen ins Visier zu nehmen (als da sind: Antisemitismus, Vergangenheitsbewältigung und Schlußstrichmentalität), geriet ein doch immerhin erwartbares Motiv gemeiner Autoreneitelkeit ganz unberechtigt in den Hintergrund: der von machtnahen politischen Literaturagenten wie Frank Schirrmacher angefachte Drang des streitbaren Friedenspreisträgers nach nationaler Repräsentanz des eigenen Schaffens. Wäre die Rechnung aufgegangen, so hätte die zwanglose Einbeziehung der eigenen Sippe einen sympathisch persönlichen Farbtupfer im nationalen Ernst der schwarz-rot-goldenen Repräsentationspflicht abgegeben. Die rhetorische Architektur der Friedenspreisrede wäre in drei Überschriften zu rekonstruieren, und die müßten lauten: 1.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.