Von Samuel P. Huntington Seit längerer Zeit läuft die Debatte über die zukünftige Weltordnung und die Rolle der nach dem Ende der Blockkonfrontation und der Auflösung der Sowjetunion letzten verbliebenen Supermacht in Gestalt der Vereinigten Staaten. Nachstehend veröffentlichen wir exklusiv die deutsche Fassung eines Beitrags von Samuel P. Huntington, Professor an der Harvard University und Direktor des John M. Olin Institute for Strategic Studies. Der Beitrag ist unter dem Titel "The Lonely Superpower" in der Ausgabe März/April 1999 von "Foreign Affairs" erschienen. Wir danken "Foreign Affairs" für die freundliche Genehmigung zum Abdruck. D. Red.
Heute gibt es nur mehr eine Supermacht. Das bedeutet jedoch nicht, daß die Welt u n i p o l a r ist. Ein unipolares System hätte eine Supermacht, keine bedeutenden Großmächte und viele kleinere Mächte. Die Folge wäre, daß die Supermacht in wichtigen internationalen Fragen allein entscheiden könnte, ohne daß ein wie auch immer gearteter Zusammenschluß anderer Staaten die Macht hätte, sie daran zu hindern. Unter den Römern kam die Welt mehrere Jahrhunderte lang diesem Modell recht nahe, ebenso zu bestimmten Zeiten der Ferne Osten unter chinesischer Herrschaft.