Hunderttausend Tote in sieben Jahren. So lautet die Bilanz eines mörderischen Gesellschaftskonflikts, die der algerische Präsident Abdelaziz Bouteflika kürzlich seinen Landsleuten vorlegte. In keinem anderen Land der Erde wurden seit 1992 dermaßen viele Menschen, darunter tausende von Frauen und Kindern, bestialisch abgeschlachtet, zumeist von fanatischen politischen Islamisten, die einen islamischen Gottesstaat errichten wollen. Ihren blutigen Massakern und Anschlägen fielen oft genug in einer einzigen Nacht ganze Stadtviertel oder Dörfer zum Opfer. Diese anarchische Situation soll nun beendet werden. Der im April zur Macht gekommene Präsident setzt darauf, daß nunmehr der richtige Moment dazu gekommen ist. Die Armee hat den bewaffneten Islamisten schwere Niederlagen zugefügt. Aber die Terroristen können militärisch nicht besiegt werden.
Schmerzhaft hat Algerien verstehen müssen, daß es nicht die Nation einer einzigen Partei sein kann, weder die der Staatspartei FLN noch die der Islamisten. Deshalb wurde Bouteflika in den vergangenen Monaten nicht müde, seinen 38,9 Millionen Landsleuten zuzurufen: "L'Algérie doit sortir de la nuit - Algerien muß aus der Nacht in den Tag zurückkehren!" Dies will auch die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, die in einem Referendum am 16.