Ausgabe April 2000

Blaupause für das 21. Jahrhundert?

Das strategische Konzept der NATO

Das strategische Konzept der NATO, verabschiedet auf dem Washingtoner Gipfel am 24. April 1999, scheint heute in seiner Bedeutung auf der einen Seite überbewertet, auf der anderen Seite zu wenig beachtet zu werden. In der publizistischen und wissenschaftlichen Diskussion, die den Kosovo-Konflikt aufarbeitet, wird vielfach auf das Konzept verwiesen, um die These zu untermauern, der Kosovo-Einsatz der Allianz sei ein Modellfall für ihr künftiges Verhalten in internationalen Krisen außerhalb ihres Bündnisgebietes. Diese (Über-)Interpretation steht in merkwürdigem Spannungsverhältnis zum allgemeinen Desinteresse. Anders als etwa Ende der 70er Jahre zu Zeiten der Debatten um den NATO-Doppelbeschluß, ist heute das Bedrohungsempfinden stark zurückgegangen und Themen der Verteidigungsstrategie finden kaum öffentliche Beachtung. Zudem wurden gerade durch den Einsatz der NATO-Streitkräfte im Kosovo das neue strategische Konzept wie auch die anderen beiden wichtigen Initiativen des Washingtoner Gipfels, die Defence Capabilities Initiative und der Membership Action Plan in den Hintergrund gedrängt 1), so daß diese außer in Fachkreisen bis heute vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit in einer breiteren Öffentlichkeit genießen, gleichwohl gerade das strategische Konzept einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der NATO seit 1990 markiert.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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