Ausgabe April 2000

Blaupause für das 21. Jahrhundert?

Das strategische Konzept der NATO

Das strategische Konzept der NATO, verabschiedet auf dem Washingtoner Gipfel am 24. April 1999, scheint heute in seiner Bedeutung auf der einen Seite überbewertet, auf der anderen Seite zu wenig beachtet zu werden. In der publizistischen und wissenschaftlichen Diskussion, die den Kosovo-Konflikt aufarbeitet, wird vielfach auf das Konzept verwiesen, um die These zu untermauern, der Kosovo-Einsatz der Allianz sei ein Modellfall für ihr künftiges Verhalten in internationalen Krisen außerhalb ihres Bündnisgebietes. Diese (Über-)Interpretation steht in merkwürdigem Spannungsverhältnis zum allgemeinen Desinteresse. Anders als etwa Ende der 70er Jahre zu Zeiten der Debatten um den NATO-Doppelbeschluß, ist heute das Bedrohungsempfinden stark zurückgegangen und Themen der Verteidigungsstrategie finden kaum öffentliche Beachtung. Zudem wurden gerade durch den Einsatz der NATO-Streitkräfte im Kosovo das neue strategische Konzept wie auch die anderen beiden wichtigen Initiativen des Washingtoner Gipfels, die Defence Capabilities Initiative und der Membership Action Plan in den Hintergrund gedrängt 1), so daß diese außer in Fachkreisen bis heute vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit in einer breiteren Öffentlichkeit genießen, gleichwohl gerade das strategische Konzept einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der NATO seit 1990 markiert.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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