Morgens um drei kamen noch einmal ganz harte Sachen auf den Tisch. Zwölf Stunden hatte die Schlussrunde zwischen sozialdemokratischen und grünen Unterhändlern gedauert, dann stand sie doch noch, die Neuauflage von Rot-Grün an Rhein und Ruhr - und die Sozialdemokraten packten den Schnaps aus. "Stellt euch nicht so an, so was trinkt man im Sauerland zum Frühstück", ermunterte SPD-Generalsekretär Franz Müntefering die zaudernden grünen Emissäre. Und die schluckten. Schon wieder. Es waren bittere Wochen gewesen, bis man endlich mit der SPD handelseinig werden durfte. Kaum eine Gelegenheit hatte SPD-Ministerpräsident Wolfgang Clement seit der Landtagswahl vom 14. Mai ausgelassen, um den Grünen zu zeigen, was er von ihnen hält: nichts. Offen flirtete er mit FDP-Stehaufmännchen Jürgen W. Möllemann und behandelte den kleinen Koalitionspartner wie dumme Jusos. Unablässig stichelte er gegen die grüne "Blockiererin" Bärbel Höhn und zog sogar noch bei gemeinsamen Presseauftritten Grimassen, wenn die Umweltministerin den Stand der Gespräche aus grüner Sicht skizzierte.
Doch die grüne "Mutter Courage" und ihre Getreuen haben sich nicht irritieren lassen. In einem Punkt haben sie sich doch durchgesetzt: Sie dürfen in der Regierung bleiben. Getreu dem olympischen Motto: Dabei sein ist alles.