Die beiden Wahrheiten über die Bundesstiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft
"Die Gründungsstifter erbringen einmalige Einlagen. Sie wollen über fünfzig Jahre nach dem Untergang des Dritten Reichs auch ein Zeichen für einen positiven Abschluss der Diskussionen über Verantwortung und Schuld in finanzieller Hinsicht setzen." (Entwurf des Stiftungsgesetzes, Bundestagsdrucksache 14/3206, S. 23)
I
Die Auseinandersetzung um die Zwangsarbeiterentschädigung scheint ausgestanden. Ihre Ergebnisse hinterlassen, wie schon der Verlauf, einen zwiespältigen Eindruck. Rechtfertigt der Fortschritt in der Sache die Verwendung oder Inkaufnahme einer regressiven Argumentation, das Sicheinlassen auf ein verlogenes Geschichtsbild?
Die beiden Seiten der Sache
Es gibt Fortschritte, die nicht unterschätzt werden sollten: Nach über 50 Jahren der Verdrängung und Leugnung haben erstmals eine Bundesregierung und schließlich alle Fraktionen zur Kenntnis genommen, daß eines der zentralen 1) Verbrechen Hitlerdeutschlands, die millionenfache Zwangs- und Sklavenarbeit, als solches eingestanden werden muß und deutsche Entschädigungsleistungen erforderlich macht. Alle deutschen Beteiligten, auch SPD und Grüne, die in der Opposition schon seit Jahren auf eine Entschädigungslösung hingearbeitet hatten, sahen sich im Verlauf der Auseinandersetzung einem - hoffentlich anhaltenden - Lernprozeß ausgesetzt.