Ausgabe Oktober 2000

Finkelsteins Tabubruch

Der kleine Verlag Verso in New York versieht seine Bücher mit guten Klappentexten. Das macht es kritischen Rezensenten leicht, ohne Unfairness mitzuteilen, worum es dem New Yorker Professor Finkelstein in "The Holocaust Industry" geht: "In seiner tabubrechenden und kontroversen neuen Studie geht Norman G. Finkelstein von einer Befragung des Stellenwertes aus, den der Holocaust in der amerikanischen Kultur eingenommen hat, und gelangt zu einer bestürzenden Analyse der jüngsten Abkommen zur Holocaust-Entschädigung ...Aus einer Fülle bislang ungenutzter Quellen enthüllt er die doppelte Übervorteilung sowohl europäischer Länder wie auch rechtmäßiger jüdischer Anspruchsberechtigter und kommt zu dem Schluss, dass die Holocaust-Industrie zu einer ausgesprochenen Bande von Schutzgeld-Erpressern (an outright extortion racket) geworden sei." Die Unternehmer dieser Industrie sind dem Autor zufolge so ziemlich deckungsgleich mit dem Führungspersonal des amerikanischen Judentums. Ein Spitzenfunktionär des Jüdischen Weltkongresses, in dem schmalen Buch aufs Heftigste attackiert, hat in den "Tagesthemen" des Deutschen Fernsehens Finkelsteins Werk mit einem Four-Letter-Word qualifiziert, das in gesitteten US-Zeitungen nicht druckbar ist.

Eine Debatte ist das nicht.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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