Ausgabe September 2000

Eine Partei neuen Typs?

Die NPD zwischen NS-Nostalgie und Nationalbolschewismus

"Der Staat ist tot. Der Liberalismus lebt. Wer die mit dem äußeren Getöse des medialen Zeitalters zelebrierten Vorgänge in unserem Land auf ihren politischen Gehalt abklopft, kommt um diesen Befund nicht herum", lauten die einleitenden Sätze des Vortrags "Brot und Spiele im virtuellen Staat", in dem Dr. Dr. Thor von Waldstein in zehn Thesen zum Liberalismus zum dem Schluss gelangt, dass der grundlegende Primat des Ökonomischen über das Politische zum Untergang des Systems des Liberalismus führen wird, da es der "Reichtum des Kapitalismus" sei, der die "geistige und seelische Armut" der Menschen schaffe. Für das "Leben nach dem Liberalismus" postuliert Waldstein: "Unsere Aufgabe wird es sein, den Renouveau des 21. Jahrhunderts den Völkern zu widmen und ihnen all das zurückzugeben, was ihnen der Liberalismus gestohlen hat." Zwar ließe sich die künftige gesellschaftliche Verfasstheit noch nicht absehen, doch sei dies zweitrangig, "da junge und kraftvolle Völker durchaus in der Lage sind, eine ihrer Zeit entsprechende neue 'Menschenfassung' zu gestalten." Sicher aber sei die völkische Fundierung dieser "neuen Ordnung". "Der Liberalismus ist tot. Die Völker leben" 1), heißt es abschließend.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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