Ausgabe September 2000

Im Mantel der Menschenrechtler

Die neue Gesellschaftsfähigkeit der Vertriebenenverbände

Fernab von gesellschaftlicher Realität und politischer Relevanz, so scheint es oft, fristen die Vertriebenenverbände ihr Dasein. War ihr Einfluss auf innen- und außenpolitische Entwicklungen von der Gründungsphase der Bundesrepublik bis hinein in die Ära Kohl evident, so muten die Verlautbarungen des noch über zwei Mio. Mitglieder zählenden Bundes der Vertriebenen (BdV) und der ihm angegliederten Landsmannschaften heute bisweilen anachronistisch an. Die Vertriebenenverbände haben es jedoch in den letzten Monaten geschickt verstanden, ihre Thesen in der Öffentlichkeit zu platzieren. Mit ihren im Kontext des Krieges gegen Jugoslawien und der Flucht der Kosovo-Albaner aufgestellten Forderungen nach internationaler Verankerung eines "Rechtes auf die Heimat" sowie mit dem im Zusammenhang der Zwangsarbeiterentschädigungsdebatte initiierten Diskurs über die Entschädigung "sudetendeutscher Opfer tschechischer Gewalt" gelang es ihnen, politisch brisante Themen aufzugreifen und den eigenen Interessen entsprechend zuzuspitzen.

Kosovo und Zwangsarbeiterentschädigung

Im Fall Kosovo verknüpften die Vertriebenenverbände die dortige Fluchtbewegung mit der Umsiedlung der Deutschen infolge des Zweiten Weltkrieges.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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