Einer in Israel oft zu hörenden sarkastischen Redewendung zufolge ist es wünschenswert, die rechtskonservative Likud- Partei an der Regierung zu haben, wenn es um Frieden geht, günstiger hingegen die sozialdemokratische Arbeitspartei, wenn es darum geht, einen Krieg anzupeilen. Warum? Weil sich die jeweilige Regierung bei der Verfolgung ihrer Politik in beiden Fällen der Unterstützung durch die Opposition gewiß sein dürfte. Dabei soll unerörtert bleiben, inwieweit sich Likud und Arbeitspartei noch wesentlich unterscheiden, mithin ob die Links-Rechts-Unterscheidung angesichts der Zerstörung der letzten Überbleibsel der israelischen Sozialdemokratie durch die Arbeitspartei und der Abwendung des Likud-Blocks von der seine Gründungseliten umtreibenden Großisrael-Ideologie überhaupt noch trägt. Zu sehr ähneln sich mittlerweile die beiden Großparteien (oder was von ihnen übriggeblieben ist) in ihrer Gesamtausrichtung. Kodiert man aber links bzw. rechts als die mehr bzw. minder ausgeprägte Friedensbereitschaft der Libeiden Lager, mag die Arbeitspartei für „links“, der Likud für „rechts“ stehen.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.