Es muss irgendwo auf dem Weg zur letzten CEBIT gewesen sein, als der Kanzler die Eingebung hatte: Inder müssen her. Seit Wochen hatte die boomende IT-Branche über fehlende Fachkräfte geklagt und ihr Lamento pressewirksam lanciert. Kanzler Schröder wäre nicht der Genosse der Bosse, wenn er hier nicht für Abhilfe sorgen würde. Schafft Computerspezialisten ins Land und lasst den Wirtschaftszweig erblühen, auf dass er viele neue Arbeitsplätze erschaffe. Und da das schöne deutsche Wort A n w e r b es t o p p a u s n a h m e v e r o r d n u n g zwar die rechtliche Grundlage für die geplante Anwerbung geliefert hätte, aber nicht so griffig klingt, wurde der ersten größeren Anwerbeaktion nach dem Anwerbestopp von 1973 noch schnell ein Name gegeben, der besser in moderne Zeiten passt: Die Green Card soll die Tore für die Laptop-Gastarbeiter öffnen.
Die Reaktionen auf den Kanzlercoup folgten prompt: Die Branche begrüßte die neue migrationspolitische Offenheit, die Gewerkschaften warnten vor Lohndumping, das Wirtschaftsministerium bestätigte den Bedarf, das Bildungsministerium forderte im Gegenzug verstärkte Ansbildungsanstrengungen und das Arbeitsministerium beschwichtigte angesichts vier Millionen Arbeitsloser, es handele sich nur um eine begrenzte und befristete Maßnahme.