Ausgabe Juli 2001

Bioethische Signale

Über die Wiederentdeckung der Menschenwürde

Auf einmal kennt unsere Politik keine Parteien mehr. Der Fraktionszwang ist aufgehoben. Ausnahmsweise sollen die Mitglieder des Hohen Hauses nur die Stimme ihres Gewissens sprechen lassen. Abgeordnete verschiedener Parteien beleben ein übergreifendes "Bündnis Menschenwürde". (Auf solch ein Bündnis hätten wir in Sachen Rente zum Beispiel lange warten können.) Man rühmt die ehrbaren Motive von Forschem und versichert Verständnis für die individuellen Gewissensnöte von werdenden Eltern, die Gesellschaft "drumherum" aber kommt bestenfalls am Rande vor. Alle reden von Bioethik, von Bioökonomie so gut wie keine(r). Alle reden vom naturwissenschaftlichen Fortschritt, kaum eine(r) von den gesellschaftlichen Rückschritten. Und ständig grüßt das Grundgesetz.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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Am Anfang stand der 11. September 2001. Danach wurde die Lawine losgetreten: Ein langsamer, aber unaufhaltsamer Erdrutsch erfasste die internationale rechtliche und politische Ordnung. Ein Erdrutsch, der nach und nach die supranationalen Institutionen und die stets fragile, aber nie völlig illusorische Utopie einer friedlichen und auf dem Recht basierenden Weltordnung tief erschüttert hat