Ausgabe Juni 2001

Die Europäische Zentralbank in der Zinsfalle

Seit Mai läuft die heiße Phase der Euro-Einführung. Wir Bürger sollen nun möglichst flott Mark und Pfennig in Euro und Cent "umtauschen". Am 5. Mai startete die Kreditwirtschaft darum auf allen Kanälen eine fetzige Werbekampagne mit "Deutschlands beliebtestem Showmaster" (O-Ton Bundesbank), nämlich Günther Jauch. Aber weder die Einführung des stofflichen Euros, noch das ganze Euro-Projekt sind Selbstläufer; einige Beobachter prognostizieren sogar ein baldiges Platzen des Eurotraumes. Den Banken und Sparkassen bereitet derzeit der erwartete Arbeitsaufwand die meisten Sorgen: Tauschen 80 Millionen Bundesbürger auf den letzten Drücker ihre alten Münzen um oder zahlen sie auf Konten ein, zu einem Zeitpunkt, an dem Milliarden neue EuroScheine unters Volk gebracht und alle Computer- und Buchhaltungssysteme umgeschaltet werden müssen, droht der Geldwirtschaft ein vorübergehender Zusammenbruch. Eines der Ziele der Eurostrategen ist daher, den erwarteten Andrang vor und nach dem Jahreswechsel 2001/2002 zu entzerren.

Um die werte Kundschaft zu bewegen, Mark und Pfennigmünzen aus Sparschweinen und sonstigen Behältnissen rechtzeitig einzuzahlen, startete die Bundesbank zusammen mit der gesamten Kreditwirtschaft eine so genannte Münzrückflussaktion.

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