12. Oktober 2001. Richard Lugar, der kluge Senator aus Indiana, versteht eine Menge von Außenpolitik. Heute sieht man, warum seine Partei (die Republikaner) ihn im vergangenen Jahr trotzdem nicht zu ihrem Präsidentschaftskandidaten erkor. Um eine Stellungnahme zu Washingtons gestrigen Warnungen vor einem unmittelbar bevorstehenden Terroristen-Angriff gebeten, bemerkte er, er sehe nicht, was daran neu sei: Diese Warnung habe die Regierung während der letzten Wochen fünfmal ausgesprochen.
Es stimmt, daß die Gefahr ausländischer Angriffe auf die eigenen Städte unsere Öffentlichkeit gänzlich unvorbereitet trifft. Tugenden, die man den Yankees früher zuschrieb – Common Sense, Skepsis, wenn nicht Mißtrauen gegenüber Autoritäten, die Überzeugung, die Zukunft meistern zu können – scheinen allerdings in den Untergrund gedrängt zu sein. Unbestimmte, aber alles durchdringende Angst, ein verzweifeltes, nein, obsessives Pochen auf nationale Solidarität und eine fast totale Bereitschaft, amtlichen Anweisungen Folge zu leisten, prägen die Geistesverfassung der Nation.
Die Medien, ignorant, flach und unkritisch, tragen beträchtliche Mitverantwortung für die offenkundigsten Mängel, unter denen die Funktionstüchtigkeit der amerikanischen Demokratie heute leidet.