Ausgabe Oktober 2001

Arbeitgeber-Marktwirtschaft

Derzeit wetteifern CDU und Unternehmerverbände um ein Konzept der "Neuen" bzw. "neuen" Sozialen Marktwirtschaft. Die Kommission "Neue Soziale Marktwirtschaft" unter Leitung der Parteivorsitzenden Angela Merkel trat Ende August mit einem Programmpapier an die Öffentlichkeit, dessen Thesen in der Partei nun diskutiert werden sollen. Erklärtes Ziel dabei ist, die Soziale Marktwirtschaft "auf eine neue Stufe" zu heben, wobei bereits parteiintern kritisiert wurde, daß der Begriff der "Neuen Sozialen Marktwirtschaft" suggerieren könne, die Union wolle sich vom "bewährten Konzept" der Sozialen Marktwirtschaft verabschieden.

Um diesem Mißverständnis vorzubeugen, wird das Attribut "neu" nun klein geschrieben. Diese schriftsprachliche Änderung erscheint schon deshalb sinnvoll, weil in dem 116seitigen Konzept bei aller bereits vom Arbeitnehmerflügel der CDU kritisierten Annäherung an den neoliberalen Zeitgeist ausdrücklich vor einem "liberalistischen Freibeutertum" (Ludwig Erhard) gewarnt und die grundsätzliche Bedeutung des sozialen Ausgleichs und des Gleichgewichts zwischen Staat und Wirtschaft unterstrichen wird.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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