Wenn Wünsche stärker sind als die Realität, kann das in der Politik verheerende Folgen haben. Wünsche dieser Art bestimmen seit dem 11. September 2001, noch einmal gesteigert seit dem Besuch des US-Präsidenten in Moskau am 30. Mai diesen Jahres, die Berichterstattung über Wladimir Putins Westöffnung. Spekulationen über eine neue "Duopolarität" zwischen den USA und Russland werden laut; ein Großeuropa, von dem man nicht weiß, wo es enden soll, wird ebenso beschworen wie eine Reform der NATO, in der auch Russland Mitglied werden könnte. Die Aktivitäten Russlands in Zentralasien finden dagegen kaum Beachtung, insbesondere die Bemühungen um Stärkung des strategischen Bündnisses mit China, Indien und dem Iran. Über die Konferenz für Zusammenarbeit und vertrauensbildende Maßnahmen in Asien (CICA), zu der sich am 4. Juni 2002 immerhin 16 zentralasiatische Staaten in Alma Ata versammelten, wurde kaum berichtet. Auch die Unterzeichnung einer Charta der in der Shanghaier Kooperation verbündeten Staaten - Russland, China, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisien und Tadschikistan - ein paar Tage später in St. Petersburg ging fast vollständig unter. Die Gründung einer Partei "Eurasia", die just zu dem Zeitpunkt stattfand, als sich US-Präsident George W.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.