Ausgabe August 2002

Russland: Fanfaren gegen den Westen

Wenn Wünsche stärker sind als die Realität, kann das in der Politik verheerende Folgen haben. Wünsche dieser Art bestimmen seit dem 11. September 2001, noch einmal gesteigert seit dem Besuch des US-Präsidenten in Moskau am 30. Mai diesen Jahres, die Berichterstattung über Wladimir Putins Westöffnung. Spekulationen über eine neue "Duopolarität" zwischen den USA und Russland werden laut; ein Großeuropa, von dem man nicht weiß, wo es enden soll, wird ebenso beschworen wie eine Reform der NATO, in der auch Russland Mitglied werden könnte. Die Aktivitäten Russlands in Zentralasien finden dagegen kaum Beachtung, insbesondere die Bemühungen um Stärkung des strategischen Bündnisses mit China, Indien und dem Iran. Über die Konferenz für Zusammenarbeit und vertrauensbildende Maßnahmen in Asien (CICA), zu der sich am 4. Juni 2002 immerhin 16 zentralasiatische Staaten in Alma Ata versammelten, wurde kaum berichtet. Auch die Unterzeichnung einer Charta der in der Shanghaier Kooperation verbündeten Staaten - Russland, China, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisien und Tadschikistan - ein paar Tage später in St. Petersburg ging fast vollständig unter. Die Gründung einer Partei "Eurasia", die just zu dem Zeitpunkt stattfand, als sich US-Präsident George W.

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