Ausgabe Februar 2002

Fundamentalismus und Terror

Antworten auf Fragen zum 11. September 2001

Die Fragen, die Jürgen Habermas im folgenden beantwortet, formulierte Giovanna Borradori. Sie ist italienischer Herkunft, lebt in New York City und lehrt als Professorin für Philosophie am Vassar College. Sie hat einen bekannten, in mehrere Sprachen übersetzten Interview-Band „The American Philosopher“ herausgegeben. Das vorliegende Gespräch ist Teil eines ähnlichen, vom Verlag Laterza betreuten Vorhabens. – D. Red.

Giovanna Borradori: Betrachten Sie, was wir jetzt den „11. September“ zu nennen pflegen, auch als ein „beispielloses Ereignis“ – als ein Ereignis, das unser Selbstverständnis radikal verändert?

Jürgen Habermas: Lassen Sie mich vorweg sagen, dass ich Ihre Fragen aus einem Abstand von drei Monaten nach dem Ereignis beantworte. Es ist vielleicht gut, meinen eigenen Erfahrungshintergrund zu erwähnen. Seit Anfang Oktober habe ich in Manhattan wieder einmal ungefähr zwei Monate verbracht. Ich muss gestehen, dass ich mich dieses Mal in der „Hauptstadt des 20. Jahrhunderts“, die mich seit über drei Jahrzehnten fasziniert, irgendwie fremder gefühlt habe als bei jedem der früheren Aufenthalte.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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