Nicht nur in Deutschland steht die sonst so gepriesene politikfreie Preisbildung im Kreuzfeuer der Kritik. Anlass geben die Preisaufschläge bei vielen Produkten des täglichen Bedarfs im Zuge der Umstellung von Deutscher Mark auf Euro. Bundesfinanzminister Hans Eichel rückte inzwischen in die vorderste Front der Kritiker, obwohl der oberste Kassenwart noch im letzten Jahr vor der Einführung des Euro-Bargelds alle Bedenken gegen Abzockerei in den Wind schlug. Damals reichte ihm die Selbstverpflichtung des Handels, keine verdeckten Preiserhöhungen vorzunehmen.
Jetzt ist Eichel - selbst mit harten Preisaufschlägen in seiner Berliner Eisdiele konfrontiert - zum Kritiker der freien Marktkräfte konvertiert und fordert zum Boykott gegen die Preistreiber auf. Dabei unterstützt ihn wortradikal der Bundeskanzler. Auch Bundesverbraucherministerin Renate Künast musste auf den wachsenden Konsumentenfrust über schamlos ausgenutzte Wettbewerbsvorteile reagieren und lud zum "Anti-Teuro-Gipfel" nach Berlin ein. Damit setzte sie sich an die Spitze der von den Boulevard-Medien durch das Land geschickten "Teuro-Sheriffs". Allerdings, eins ist klar: Eine "Preisbegrenzungsverordnung" oder Preiskommissare mit hoheitlicher Gewalt haben im Zeitalter der Marktverherrlichung keine Chance. Es geht lediglich um verbesserte Transparenz und Aufklärung.