Ausgabe Juli 2002

Unerwartete Gegenmacht

Alle, die glauben, dass die Veränderungen des amerikanischen Kapitalismus während der letzten zwei Jahrzehnte und die Käuflichkeit der amerikanischen Politik durch Unternehmensgelder dem Land mehr Schaden zugefügt haben als die Al-Qaida-Terroristen es jemals tun werden, können jetzt ermutigende Nachrichten vernehmen: Es gibt noch immer eine Gegenmacht- wenn sie auch diesmal ungewöhnlich sein mag. So haben amerikanische Bundesstaaten kriminellen Machenschaften in Firmen und auf den Aktienmärkten den Kampf angesagt, zugleich stellen europäische Regulierungsbehörden das Regelwerk international aktiver US-Firmen in Frage. Schon länger sieht sich Washington öffentlichem Druck ausgesetzt, gegen amerikanische Unternehmen vorzugehen, die ihre Macht auf skandalöse Weise missbrauchen und Verbraucher wie Aktionäre ausnutzen. Aber es darf bezweifelt werden, ob diese Administration und dieser Kongress zu ernsthaften Reformen fähig sind.

Die Unternehmen nehmen mit Geld und starken Lobbyorganisationen immensen Einfluss auf den Kongress. Gerade die wichtigsten Persönlichkeiten der Bush-Regierung pflegen enge Beziehungen zu genau den Firmen, die für einige der übelsten Machenschaften verantwortlich sind.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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