Ausgabe Juli 2002

Unerwartete Gegenmacht

Alle, die glauben, dass die Veränderungen des amerikanischen Kapitalismus während der letzten zwei Jahrzehnte und die Käuflichkeit der amerikanischen Politik durch Unternehmensgelder dem Land mehr Schaden zugefügt haben als die Al-Qaida-Terroristen es jemals tun werden, können jetzt ermutigende Nachrichten vernehmen: Es gibt noch immer eine Gegenmacht- wenn sie auch diesmal ungewöhnlich sein mag. So haben amerikanische Bundesstaaten kriminellen Machenschaften in Firmen und auf den Aktienmärkten den Kampf angesagt, zugleich stellen europäische Regulierungsbehörden das Regelwerk international aktiver US-Firmen in Frage. Schon länger sieht sich Washington öffentlichem Druck ausgesetzt, gegen amerikanische Unternehmen vorzugehen, die ihre Macht auf skandalöse Weise missbrauchen und Verbraucher wie Aktionäre ausnutzen. Aber es darf bezweifelt werden, ob diese Administration und dieser Kongress zu ernsthaften Reformen fähig sind.

Die Unternehmen nehmen mit Geld und starken Lobbyorganisationen immensen Einfluss auf den Kongress. Gerade die wichtigsten Persönlichkeiten der Bush-Regierung pflegen enge Beziehungen zu genau den Firmen, die für einige der übelsten Machenschaften verantwortlich sind.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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