Ausgabe Juli 2002

Wir sind so frei

Zum rechtspopulistischen Kurswechsel der FDP

Innerhalb weniger Wochen hat sich die FDP selbst in den Mittelpunkt des Wahlkampfes gerückt. Der Antisemitismusstreit, den die Liberalen auslösten, dominierte in den letzten Monaten die politische Tagesordnung. Die Affäre um Jamal Karsli, die sich zur Affäre Möllemann und schließlich auch zur Affäre Westerwelle ausweitete, berührt Fragen des demokratischen Selbstverständnisses der Freien Demokraten und des Selbstverständnisses demokratischer Parteien in der Bundesrepublik. Die über Wochen vorgetragenen, von der Parteispitze lange Zeit geduldeten, Invektiven des VizeParteivorstands Jürgen W. Möllemann offenbaren nicht nur das "Spiel" mit antisemitischen Stimmungen, sondern erlauben es, mindestens bei gewichtigen Teilen der Partei einen kohärenten r e c h t s p o p u l i s t i s c h e n P o l i t i k a n s a t z zu vermuten.

Rechtspopulistische Parteien und Bewegungen zielen darauf, "in der Bevölkerung latent oder offen vorhandene Ressentiments aufzugreifen, zu mobilisieren und emotional aus ihnen Kapital zu schlagen". Dabei vermarkten sich rechtspopulistische Parteien und Bewegungen "als Interpreten und Fürsprecher der Meinungen und Forderungen des 'einfachen Mannes' und seines gesunden Menschenverstandes.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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