"Die Vereinigten Staaten erkennen Israels Recht auf Selbstverteidigung gegen den Terror an. Um die Grundlagen für einen zukünftigen Frieden zu schaffen, fordere ich Israel jedoch auf, die Übergriffe auf die palästinensisch kontrollierten Gebiete einzustellen...". So Präsident George W. Bush in seinem "Machtwort" vom 4. April d.J. an alle Beteiligten des israelisch-palästinensischen Konflikts. ("Genug ist genug" - vgl. den Wortlaut in "Blätter", 5/2002, S. 622-625) Verblüfft verfolgte die Weltöffentlichkeit, wie selbst die Worte des "mächtigsten Mannes der Welt" in der Region scheinbar ohne Echo verhallten und Scharon Bush ungerührt die Stirn bot. "Amerikas bedingungslose Unterstützung für Israel läuft den Interessen del Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten zuwider", konstatiert das britische Monatsblatt "Prospect" in seiner Aprilausgabe: "Wir brauchen eine offene, vorurteilslose Debatte darüber." (Prospect, the political and cultural monthly, www.prospect-magazine.co.uk) Eröffnet wird diese mit einem bemerkenswert nüchternen Beitrag des Amerikaners Michael Lind über "The Israel Lobby", den wir mit der freundlichen Genehmigung des Verfassers und des "Prospect" Magazine erstmals in deutscher Sprache vorstellen. - D. Red.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.