Der Wissenschaftler und Publizist Jaroslav Sonka war perplex, als er im Info-Radio Berlin die Ankündigung des Moderators hörte, 1860 München werde im Fußball-UEFA-Cup gegen die tschechische Mannschaft Petra Drnovice oder so spielen. Es war das "Oder so", das ihn aufhorchen ließ. Denn der Moderator habe sagen wollen, dass er von diesem tschechischen Verein nichts wisse, trug Sonka auf einem Deutsch-Tschechischen Diskussionsforum vor. Und vermutlich war der Moderator des Senders, der auf seine journalistische Kompetenz große Stücke hält, nicht einmal beschämt darüber, dass er mit dem Stadtnamen nichts anfangen kann. So furchtbar viel hatten sich Tschechen und Deutsche in den vergangenen Jahren nicht zu sagen. Und großes Interesse an der Tschechischen Republik kann man den Bundesbürgern schlecht attestieren. Vielleicht verhält es sich bei ähnlich kleinen Staaten, wie zum Beispiel den Niederlanden oder Belgien, genauso, doch zumindest sind die Beziehungen zu ihnen von professioneller Nüchternheit geprägt - normal eben. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien bleiben auf ein Thema beschränkt - eindimensional-emotional möchte man fast sagen: Sudetendeutsche. Was darüber hinaus passiert, findet kaum Beachtung.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.